Der Nadelschliff und die Klangunterschiede

In meinem letzten Beitrag hatte ich über die empfundenen Klangunterschiede seit der Montage eines neuen Systems auf meinem Player geschrieben. Der Vermutung, dass diese unter anderem von den unterschiedlichen Nadelschliffen herrühren, wollte ich noch einmal nachgehen.

Daher habe ich in der letzten Woche den Fineline-Einschub durch einen elliptischen Einschub ersetzt (diese Möglichkeit des leichten Austausches war mit ein Grund, warum ich mich für dieses System entschieden habe).

Meine Hörerfahrungen möchte ich Euch hier wie versprochen einmal vorstellen.

Im Vergleich von Fineline und elliptischem Schliff habe ich folgende Unterschiede festgestellt:

Die Stimmen sind beim elliptischen Schliff etwas präsenter, wenngleich das Auflösungsvermögen nicht ganz das Niveau des Fineline-Schliffs erreicht.

Diese fehlende Auflösung beim elliptischen Schliff ist besonders deutlich wahrzunehmen bei Stimmen – insbesondere hohen Frauenstimmen – oder auch Becken- und Triangelanschlägen und ähnlichem Hochtonmaterial.

Man hat den Eindruck, als hänge ein Seidenschal vor den Lautsprechern. Das ist beim Fineline-Schliff nicht der Fall.

Dieser Effekt beim elliptischen Schliff wird umso deutlicher, je näher der Abtaster dem Schallplattenmittelpunkt kommt. Hier kann es dann auch schon mal zu hörbaren Verzerrungen kommen, die man in dem Maße mit einem schärferen Nadelschliff so nicht wahrnimmt.

Ganz allgemein ist das Auflösungsvermögen beim elliptischen Schliff schlechter. Das gesamte Musikgeschehen hört sich nicht so „luftig“ an wie beim Fineline.

Der Bassbereich ist hingegen beim elliptischen Schliff etwas voluminöser, wenngleich auch hier die schlechtere Auflösung zu tragen kommt. Der Unterschied im Bassbereich ist aber eher marginal.

Fazit: Ich persönlich würde dem Fineline doch den Vorzug geben, weil die Auflösung insgesamt besser ist. Doch das Optimum ist es noch nicht.

Interessant wäre jetzt noch der Vergleich mit einem Shibata-Einschub, aber dies wird absehbar in der nächsten Zeit nicht möglich sein. Falls es irgendwann doch dazu kommt, werde ich aber auf jeden Fall hier noch etwas dazu schreiben.

Im Vergleich zu dem Benz Micro-System (mit elliptischer Nadel), das auf meinem Standard-Player verbaut ist, habe ich den Eindruck, dass das Ortofon-System von seiner Grundtendenz her insgesamt ein eher schlankes Klangbild zu generieren scheint.

Das Benz Mirco scheint mir im Bassbereich doch deutlich druckvoller, wenngleich im Hochtonbereich nicht so gut auflösend, wohingegen das Ortofon-System insgesamt wohl eher von der „ruhigeren“ Sorte ist.

Dazu muss ich allerdings sagen: das ist jetzt natürlich ein sehr subjektiver Vergleich, da die beiden Systeme auf sehr unterschiedlichen Playern mit ganz anderen Tonarmen und Laufwerken verbaut sind. Lediglich die Phonopres sind identisch. Außerdem ist das eine ein MM- und das anderen ein MC-System. So kann ich natürlich nicht ausschließen, dass auch andere Faktoren hier einen Einfluss auf die unterschiedlichen Klangbilder haben könnten, wie z.B. Kabel und Ähnliches. Preislich liegen die Systeme allerdings auf einem Niveau.

Es brummt … was nun?

Seit ich das neue System (Ortofon 2m Bronze) mit dem Carbonarm montiert hatte, hatte ich plötzlich ein kurioses Phänomen: Wenn man das Licht im Raum einschaltete, brummte es plötzlich ganz massiv.

Nach langer Recherche stellte sich heraus, dass MM-Systeme offenbar sehr empfindlich auf elektromagnetische Einstreuungen, wie sie insbesondere von Netzbetriebenen Geräten herrühren, reagieren.

Dies äußert sich dann in einem nervigen, deutlich hörbaren 50 Hz-Brummen.

Nun war guter Rat teuer.

Nach viel Lesen und Beratschlagung mit anderen Plattenspielerbauern fing ich an, mein Laufwerk zu erden.

Hierzu nahm ich ganz klassisch erst einmal dünne Kabel und verband diese auf der einen Seite mit der Massebuchse des Phonopres und hielt das andere Ende des Kabels an verschiedene Stellen des Players, z.B. Tonarmaufnahme, Motor, Lift etc.

Dabei stellte sich sehr schnell heraus, dass sich das Brummen verringerte, wenn man diese Verbindungen herstellte.

Als ein weiteres Problem stellte sich die neben dem Player stehende LED-Leuchte heraus, die leider auch in erheblichem Maße für Einstreuung sorgte.

Dies konnte ich dadurch beheben, indem ich das Gehäuse der Lampe mit Masse verband.

Ein weiteres Problem stellte noch die Lampe über dem nahegelegenen Esstisch dar, die mit einem Dimmer geregelt ist. Dies habe ich leider noch nicht in den Griff bekommen. Sie muss beim Musikgenuss nun erstmal einfach aus bleiben. 😉

Die Maßnahmen mit den Masseverbindungen haben aber eine deutliche Verbesserung gebracht. Allerdings war das Brummen immer noch in leisen Musikpassagen oder im Ruhemodus bei höherer Lautstärkeeinstellung hörbar.

Ich habe daraufhin auf Anraten eines erfahrenen Bastlers eine Abschirmung der Signalkabel zwischen der Tonarmaufnahme und den Anschlussbuchsen vorgenommen.

Hierzu habe ich ein SAT-Kabel auseinandergenommen und die Schirmeinheit bestehend aus Folie und Geflecht über die Signalkabel in diesem Bereich gezogen und auf Masse gelegt.

Das Ergebnis war verblüffend. Das Brummen ist nun auch bei hoher Lautstärkeeinstellung nicht mehr zu hören, solange man nicht direkt an den Lautsprechern lauscht. 😉

Das einzige Problem ist nach wie vor die Esstisch-Lampe. Hier werde ich weiter nach einer Lösung suchen.

Fazit: Wer keine Probleme möchte, der nimmt ein MC-System und einen Arm, der so etwas führen kann.

Man sollte sicher stellen, dass sich Netz- und Signalleitungen nicht kreuzen oder zu nahe kommen. Die Signalleitungen sollten immer möglichst kurz gehalten werden und mit einer Abschirmung versehen sein.

Allgemein sollte man wohl darauf achten, dass alle elektrischen Geräte, die man kauft, nach Möglichkeit keine Schaltnetzteile beinhalten und auf jeden Fall am Stecker geerdet sind (zu erkennen an dem großen, runden Anschlussstecker mit den Erdungskontakten). Das ist in der heutigen Zeit natürlich sehr schwierig, da die nicht geerdeten, schmalen Stecker immer mehr in Mode kommen.

Für den DIY-Anwender gibt es auch Netzkabel, die zu dem eigentlichen Null-Masse-Leiter auch ein Schirmgeflecht aufweisen. Dies ist aber relativ schwierig zu bekommen. Sie können aber Vorteile haben beim Plattenspielerselbstbau, da man hier diese Schirmung mit ins Massekonzept des Players einbeziehen kann.

Es hat sich nämlich gezeigt, dass auch die 240V-Versorgung des Players bei diesem Phänomen einen nicht unerheblichen Einfluss hatte.

Noch ein paar Worte zum Klang des neuen Systems:

Nachdem es nun eingefahren ist, kann man sagen, dass es im Bassbereich eher zurückhaltend ist. Die Breitenstaffelung und Ortung sind gut, wenngleich Stimmen nicht so präsent und fest ortbar sind wie man es gemeinhin erwarten würde.

Ich werde dieses Phänomen noch einmal weiter untersuchen, da ich den Verdacht habe, dass dies mit der Form des Nadelschliffs (Fineline) zu tun hat.

Bei elliptischen und auch bei Shibata-Schliffen habe ich die Erfahrung gemacht, dass die Stimmen deutlich präsenter und immer fest am Platz stehen.

Zudem habe ich festgestellt, dass einige Schallplatten klanglich mit diesem Nadelschliff gar nicht zurechtkommen und ich diese folglich auf einem anderem Player mit einem anderen System höre.

Ich werde hierzu mal einen Nadeleinschub mit einem elliptischen Schliff einsetzen, der momentan noch irgendwo rumliegt.

Hierzu später mehr …

Noch ein Wort zum Carbon-Tonarm:

Die Ausrichtung des Tonarmrohrs in seiner Drehrichtung und damit die senkrechte Stellung des Systems ist eine besondere Herausforderung, weil der Bereich der Systemaufnahme (Headshell) nicht plan ist. Dies ist wohl dem Umstand geschuldet, dass er auch in Carbon ausgeführt ist und sich eventuell beim Festziehen der Montageschrauben verzieht.

Festgestellt habe ich diese Unzulänglichkeit dadurch, dass die aufgelegte Libelle unterschiedliche Verdrehungen aufzeigt, abhängig vom Auflagebereich.

Ich persönlich würde dann wahrscheinlich einen Metallheadshell vorziehen.